Gegen Ende des 19.Jahrhunderts gewann die Stadt Catania zusehends an Wichtigkeit als Sammelstelle und Exporthafen für die vielen landwirtschaftlichen Produkte ihres Hinterlandes. Im Klima geschäftiger Betriebsamkeit gedieh die Stadt und es fanden sich die ersten Schweizer ein. Der Zustrom junger und geschulter Männer als Fremdsprachenkorrespondenten oder Buchhalter nahm immer mehr zu. Die Geschäfte blühten und es wurden die ersten schweizerischen Exportfirmen gegründet. Es entstand eine Gruppe junger deutschsprachiger Immigranten. 1881 gründeten junge Schweizer zusammen mit einigen deutschen Staatsbürgern den „Deutsch-Schweizer Club“, aus dem im 1916 der „Schweizer Club“ entstand.
Mit der Zeit bildeten sich innerhalb der Schweizerkolonie Catania Familien. Einige Eltern wünschten, ihre Kinder nach schweizerischem Schulsystem unterrichten zu lassen. Die Familie Caflisch liess 1895 eine Lehrerin aus der Schweiz nach Catania kommen. Im Hause Caflisch kamen vorerst nur die eigenen Kinder in den Genuss des Unterrichts, bald folgten weitere SchülerInnen aus der Schweizerkolonie. Trotz diesen Bemühungen blieb das Problem einer angemessenen Erziehung und Förderung der Kinder bestehen. Um die Jahrhundertwende erreichte eine neue Generation Kinder das Schulalter. Die Errichtung einer eigenen Privatschule wurde erwogen, mit dem Ziel, die Schüler so zu unterrichten, dass sie jederzeit in der Lage wären, in der Schweiz ihre schulische Laufbahn fortzusetzen. Der Deutsch-Schweizer Club stellte seine gemieteten Räumlichkeiten in der Via Coppola zur Verfügung. Im Herbst 1902 konnte mit dem Unterricht begonnen werden und zehn Kinder besuchten die Schule. Der Unterricht erfolgte in deutscher Sprache nach dem Lehrplan des Kantons Zürich. Nach dem Prinzip der Solidarität entstand am 1. Januar 1904 der Schweizer Schulverein Catania.
Mangels Nachwuchses musste der Unterricht im 1907 für zwei Jahre eingestellt werden. Im Herbst 1909 wurde Lehrer Jakob Brunett angestellt, der während 35 Jahren im Dienst der Schweizerschule stand.
Der Schweizerkolonie Catania gelang es, an der Via M.R.Imbriani ein Grundstück zu erwerben. Ein Jahr später wurde ein Projekt vorgelegt und 1928 eine Aktiengesellschaft gegründet. So konnte der Bau der Casa Elvetica ermöglicht werden. Nach über 90 Jahren ist die Casa Elevetica noch heute Begegnungsstätte für Menschen verschiedener Herkunft im Herzen Catanias. Sie ist Treffpunkt für Mitglieder und Freunde des Schweizerklubs. Morgens strömen 100 Kinder in Begleitung ihrer Eltern oder Grosseltern durch das Eingangstor und beleben Gebäude und Schulhof.
Der zweite Weltkrieg wirkte sich sehr ungünstig auf die Entwicklung der Schule aus. Einige Familien kehrten in die Schweiz zurück. Bei Kriegsausbruch verringerte sich die Schülerzahl auf 12 Kinder und das Schuljahr 1939/40 begann mit Verspätung. Im 1943 musste der Schulbetrieb wegen wiederholten Bombenangriffen der Alliierten bereits im Mai eingestellt werden.
Unter den Rückkehrern nach Catania am Ende des Zweiten Weltkrieges befanden sich auch einige junge Männer, die die Arbeit ihrer Väter fortsetzten.
In den 50er-Jahren wagten vermehrt auch junge Damen aus der Schweiz das Abenteuer und fanden Arbeit als Gouvernanten in noblen sizilianischen Familien. Man verzeichnet aus dieser Epoche mehrere Hochzeitsfeiern unter den in Catania ansässigen Schweizern. Als Folge nahm in den 60-er Jahren die Schülerzahl markant zu.
1954 wurden zum ersten Mal in der Schulgeschichte drei Kinder im Kindergartenalter aufgenommen.
In den letzten 40 Jahren veränderte sich die Schule stetig. Die Schülerzahl stieg an und eine einzige Lehrperson aus der Schweiz konnte nicht mehr alle Klassen gleichzeitig unterrichten. Die Klassen wurden in eine Primar- und in eine Sekundarstufe aufgeteilt, was eine zusätzliche Lehrkraft erforderte. Heute gliedert sich die Schule wie folgt: Kindergarten, 1./2.Klasse, 3.-4.Klasse, 5.-8.Klasse.
Laut dem Bundesgesetz über die Förderung der Ausbildung junger Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer müssen mindestens 30 Prozent der Schüler das Schweizer Bürgerrecht besitzen. Obwohl ab den 70er-Jahren immer mehr italienische Kinder in die Schweizerschule aufgenommen wurden, betrug der Anteil Schüler schweizerischer Herkunft immer 30-40 Prozent. In den 80er-Jahren veränderte sich die Schule auch dadurch, dass sie Kinder von zurückgekehrten sizilianischen Gastarbeitern, die mit Schweizerinnen verheiratet waren, integrierte. Die Schule diente diesen Kindern als Brücke zwischen der Schweiz und ihren sizilianischen Wurzeln. Die neue Zusammensetzung der Schülerschaft verlangte eine Anpassung an die neuen Verhältnisse. Der Unterricht wurde nach und nach umstrukturiert. Seit 35 Jahren bietet die Schweizerschule Catania ihren Schülern ein Doppelprogramm an. Zum gut eingespielten Team gehören auch qualifizierte italienische Lehrpersonen. Alle Lehrpersonen sind Muttersprachler. Die Schülerinnen und Schüler absolvieren jährlich an einer staatlichen Schule die obligatorischen Abschlussprüfungen nach dem achten Schuljahr (Licenza Media).
Die älteren Schüler und Schülerinnen werden auch auf die fakultativen Deutschprüfungen des Goethe-Instituts, auf die Englischprüfungen Cambridge und aud die Französisch Prüfungen DELF vorbereitet.
Im 2004 wurde das hundertjährige Jubiläum der Schweizerschule gefeiert. Im Schuljahr 2003/2004 wurden mehrere Spezialereignisse organisiert. Der offizielle Teil der Feierlichkeiten fand im Mai 2004 statt.
Im Juli 2008 wurde die Associazione Scuola Svizzera Catania gegründet, und es mussten die Statuten gewechselt werden.
Seit dem 1. September 2009 gehört die Scuola Svizzera Catania zum "elenco regionale delle scuole non paritarie".
Im Schuljahr 2014/2015 und im Sommer 2018 wurden zwei wichtige Renovationsprojekte des Gebäudes und des Spiel- und Sportplatzes durchgeführt.
Die Schweizerschule passt sich laufend den neuen Anforderungen an und ist selber auch innovativ. Sie bewahrt ihre Identität und Traditionen. Zwei unterschiedliche Schulsysteme unter einem Dach bieten viele Vorteile. Die beiden Programme, das schweizerische wie das italienische, ergänzen sich in vielerlei Hinsicht und ermöglichen den Schülern, ihre schulische Laufbahn in der Schweiz oder in Italien fortzusetzen.